Drei Führungen erkunden die frisch sanierte Wanddenkmäler der Abgeordneten von einst
Wahlsonntage strahlen die Ruhe vor dem Sturm aus: nicht mehr Wahlkampf und noch nicht Koalitionsverhandlungen! Diese Ruhe können Spaziergängerinnen und -gänger zum und vom Wahllokal mit einem Besuch der frisch sanierte Wanddenkmäler auf dem Gesandtenfriedhof an der Dreieinigkeitskirche verbinden: Am 23. Februar ist der Friedhof geöffnet und kann auf eigene Faust oder bei Führungen um 13.00, 14.00 und 15.00 Uhr erkundet werden.
Ungewöhnliche Stimmzettel machen seit Tagen auf diese Sonderöffnung am besonderen Tag aufmerksam: Aufgerufen wird bei der „Gesandten-Wahl“ zur Wahl eines historischen Gesandten wie zum Beispiel Conrad Ascan von Marenholz (1619-74) oder eines historischen „Bundeslands“ wie das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen oder Hessen-Kassel. „Zugegeben, die Stimmzettel sind nur ein Werbegag und echte Fake News“, schmunzelt Dekanats-Fundraiser Dr. Martin Weindl, der am Wahlsonntag auch führen wird. „Aber in einem gewissen Sinne sind die historischen Gesandten, die von ca. 1630 bis 1805 hier begraben wurden, die Vorgänger unserer Bundestags-Abgeordneten! Sie wurden aber von ihren Fürsten nur „gesandt“, waren also Diplomaten oder hohe Beamte, und keine gewählten Volksvertreter, wie heute im Parlament!“
Derzeit ist eine Besichtigung der 24 meterhohen prachtvollen Grabdenkmäler besonders lohnend: Der Gesandtenfriedhof steckt in einer aufwändigen 2,6 Millionen Euro teuren Generalsanierung: „Es ist Halbzeit auf der Baustelle und es steht 2:0 für den Denkmalschutz“, so Weindl. Denn nach zwei Bauabschnitten zur jetzt abgeschlossenen Sanierung der Wanddenkmäler kommen noch zwei Abschnitte, die sich den Grabplatten im Boden, den Zugängen und der Technik widmen werden. Deshalb wird der Friedhof ab Sommer nicht mehr zugänglich, aber durch ein „Beobachtungspodest“ am Südportal weiterhin sichtbar bleiben.
„Die Gräber der evangelischen Spitzendiplomaten aus deutschen und europäischen Ländern sind uns wert und teuer“ merkt Pfarrerin Marjaana Marttunen an. „Denn wir als Kirchengemeinde Neupfarr- und Dreieinigkeitskirche müssen aus Eigenmitteln zehn Prozent der Kosten selbst aufbringen!“ Die Gemeinde hoffe auf viele Spenden aus der Bevölkerung und biete dafür schon seit einiger Zeit viele Info- und Kulturveranstaltungen dazu an. „Nur wer von diesem barocken Schatz hier begeistert ist, spendet auch etwas!“, ergänzt Fundraiser Weindl.
Nächste Gelegenheit: Die „Gesandten-Wahl“ am Wahlsonntag, 23. Februar mit Führungen um 13, 14 und 15 Uhr. Alle Infos dazu gibt es im Internet unter www.gesandtenfriedhof.de .