„Ein Glück, dass wir Verdis Gefangenenchor „Va pensiero“ im Repertoire hatten!“, atmet Kirchenmusikdirektor Roman Emilius, der Leiter der Regensburger Kantorei erleichtert auf. Denn auf der sechstägigen Konzertreise von rund 50 Sängerinnen und Sängern Ende Mai nach Perugia, der Hauptstadt der Region Umbrien in Italien, musste man nicht nur zwei Konzertprogramme perfekt präsentieren. Besondere Anforderungen stellte auch die überbordende Begeisterung der italienischen Gastgeberchöre in Cittá di Castello und Solomeo dar. Bei den Feiern nach den Konzerten wurden gemeinsam die alten Klassiker italienischer Popmusik ausgepackt: „O sole mio“, stimmgewaltig vorgetragen vom über 90-jährigen italienischen Tenor am Gehstock, über „Volare“ bis eben zu Verdis heimliche Nationalhymne Italiens, dem Gefangenenchor aus seiner Oper „Nabucco“. Die Gastgeber im mittelalterlichen Vorzeige-Dörfchen Solomeo bei Perugia hatten darüber hinaus vor dem geschmetterten Feierfinale sämtliche Köstlichkeiten der umbrischen Küche kredenzt. Das Orgateam der Kantorei nahm noch am selben Abend die Planungen für den Gegenbesuch der Italiener in Regensburg auf: „Ist ein Biergartenbesuch eine angemessene Erwiderung auf diesen kulinarischen Hochgenuss in Umbrien?“. Jedenfalls wird dem Gegenbesuch der Associazone Corale Marietta Alboni aus Cittá di Castello und der Fondazione Cucinelli aus Solomeo freudig entgegengesehen.
Zustande gekommen ist die Verbindung von Regensburg nach Perugia durch Dr. Claudia Chiocchini, einer Sängerin der Regensburger Kantorei, die aus Perugia stammt und schon seit Jahren mit ihrem deutschen Ehemann und zwei Kindern in Regensburg lebt. Ihren beiden Heimatchören galt der Besuch aus Regensburg. Musikalisch im Gepäck war dabei ein italienisch-deutsches A-Cappella-Programm aus mehreren Jahrhunderten von Desprez, Palestrina und Schütz über Mendelssohn und Schumann bis zu Verdi und Reger. Ein Programm, das die Zuhörer in der Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie in Cittá di Castello und der Chiesa di San Bartolomeo in Solomeo sichtlich beeindruckte. Die gute Akustik in beiden Kirchen spornte auch die Regensburger Kantorei besonders an. Neben den Konzerten blieb auch noch Freiraum für die Erkundung der wunderbar erhaltenen und fast touristenfreien Altstadt von Perugia – eine noch nicht überlaufene „B-Stadt“ im Tourismus-Jargon. Neben einer Etrusker-Nekropole stand auch die benachbarte, von Pilgern gestürmte Stadt des Heiligen Franz von Assisi auf dem touristischen Programm der erfolgreichen Reise.