Drei Fragen an Bischof Müller
1. Ihr schönster Platz in Regensburg?
Die ganze Stadt Regensburg ist mit ihrem mittelalterlichen Kern ein besonderer Ort, der einen in den Bann ziehen kann. Wenn ich im Dom stehe und mit den Menschen der Stadt gemeinsam zu Gott bete, dann wird aber auf eine sichtbare Weise real, was es heißt Christ zu sein: Hier entsteht Gemeinschaft von Gott her. Dann entsteht immer wieder ein schöner Ort, ein Platz, wo sich die Menschen zueinander im Angesicht Gottes finden.
2. Was heißt für Sie: Evangelisch in Regensburg sein
Zunächst ist festzuhalten, dass die Reformation ihre eigenen Spuren in Regensburg hinterlassen hat. Evangelisch-sein in Regensburg ist auch die Verpflichtung dazu, das Evangelium den Menschen zu verkünden und, mit Blick auf die Ökumene, das uns Verbindende zu betonen. Im caritativen Bereich und in der gemeinsamen Verantwortung für eine an den christlichen Werten und dem Glauben orientierten Gesellschaft. Das Zeugnis für Christus hinein in die Politik zu tragen, etwa wenn ich an die Bioethik-Debatte oder die Menschenwürde denke. Ich bitte um Verständnis, dass ich als katholischer Bischof das Wort „evangelisch“ nicht konfessionell, sondern aus der Verantwortung vor dem einen gemeinsamen Evangelium Jesu Christi verstehe und somit in einen ökumenischen Horizont stelle.
3. Worauf freuen Sie sich?
Auf die Menschen, die der Einladung Jesu und der Kirche folgen.
Sehr geehrter Herr Bischof, am Ökumenischen Kirchentag in München begegnen sich die Konfessionen, vor allem evangelische und katholische Kirche. Was versprechen Sie sich von diesem Kirchentag?
Er muss ein lebendiges Zeugnis des Glaubens sein. Und es soll deutlich werden, dass die gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft keine Aufgabe nur für einen Teil der Christenheit ist. Das Christentum ist die prägende Kultur in unserem Land. Gerade die Leidenschaft, mit der es bekämpft wird, zeigt, wie wichtig und stark verwurzelt das Evangelium in den Menschen ist. Hier sind wir gleichermaßen gefragt – katholisch und evangelisch – gemeinsam.
Sie sind der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Wie würden Sie kurz das Verhältnis der katholischen zur evangelischen Kirche charakterisieren?
Die vielen Dialoggespräche zeigen, dass wir im Geiste brüderlicher und schwesterlicher Verbundenheit uns in den Dienst der Botschaft Jesu stellen möchten. Auch wenn es gelegentlich noch Misstöne gibt, die sich auch leicht aus der Gegenüberstellung theologischer Entwicklungslinien sowie der Ausbildung eigener Traditionen erklären lassen, so ist doch das Miteinander geprägt von einem Klima des Vertrauens und des Respekts.
Welche Aufgaben sehen Sie für die Ökumene speziell in Regensburg?
Auch hier gilt, das Gemeinsame herauszustellen, um glaubwürdig in die Gesellschaft hineinwirken zu können. Die übergeordneten Dialoggespräche müssen hier ankommen und bedacht werden. Dann schließt sich der Kreis der Ökumene, die wir nicht erzwingen können, sondern die wir mit der Hilfe des Geistes Gottes betreiben. Die Ökumene vor Ort ist auf einem guten Weg.