Traditionell lädt in Regensburg zum 31.10. das Evang. Luth. Dekanat Regensburg zur Musikalischen Andacht und zu einem Festvortrag in die Dreieinigkeitskirche in Regensburg ein, auch dieses Jahr. Dieser Einladung neben Oberbürgermeistern Gertrud Maltz-Schwarzfischer auch einige andere und so war die Kirche am Donnerstagabend gut gefüllt. Dekan Breu stellte in seiner musikalischen Andacht das Jahr 1524 in den Mittelpunkt und betrachtete dabei die drei Personen Martin Luther, Thomas Münzer und Andreas Karlstadt und ihre Verflechtungen bzw. Diskurse und unterschiedlichen Ansichten. 1924 trafen Luther und Karlstadt sich persönlich und diskutierten in dem Wirtshaus vor Ort bei der Gemeinde von Karlstadt deren moderne Ansichten. Die Gemeinde sang bereits 1924 auf deutsch, hängt, die Bilder in der Kirche ab und Karlstadt selbst trat bei den Gottesdiensten ohne Talar auf. Zusätzlich lehnte Karlstadt mit seiner Gemeinde ab, sich an den initiierten Bauernkrieg von Münzer zu beteiligen. Dies alles war sogar Luther zu fortschrittlich, weshalb er bereits am selben Tag nach der Diskussion mit den Gemeindegliedern wieder abreiste. 3 Männer mit unterschiedlichen Freiheitsinterpretationen und unterschiedlichen Versionen Glauben zu leben. Musikalisch umrahmte den ganzen Abend Kirchenmusikdirektor Roman Emilius an der Bach-Orgel.
Im Anschluss an den Gottesdienst folgte der Festvortrag durch Prof. Dr. Maren Bienert der Universität Hildesheim. Sie betrachtete darin die verschiedenen Theorien der Freiheitslehre. Begonnen bei Luther, für den Freiheit und Glaube immer zusammengehörten und der Freiheit als von Gott gegeben betrachtete. Für ihn war sein berühmter Ausspruch bei den Wormser Prozessen „Ich stehe hier und kann nicht anders“ deshalb auch Ausdruck seiner Freiheitslehre, in der der Glaube die Richtung und die Herkunft der Freiheit vorgibt. Danach beleuchtete sie Kant, der Freiheit eng mit der Moral verknüpft und nicht von Gott gegeben. Der Bogen schloss sich in der Neuzeit bei der Theorie zu Freiheit und Gewissen des Theologen Traugott Koch und schließlich der Philosophin Beate Rösler. Die den Satz Luthers dann auch umformulierte und titelte: „Hier stehe ich und kann auch anders.“. Ihrer Autonomietheorie nach, habe der Mensch in seiner Freiheit gedanklich immer verschiedene Handlungsalternativen und entscheide sich schließlich für eine.
Nach dem Festvortrag lud das Dekanat zum alljährlichen Empfang in das Alumneum ein, um die Inhalte des Vortrags zu diskutieren, sich auszutauschen und auch mit der Gelegenheit mit der Referentin ins Gespräch zu kommen.